Chillerton Beauty
Eine Pflanze,die es geschafft hat,ihre Popularität 150 Jahre ununterbrochen zu bewahren,bis auf den heutigen Tag,muss offenbar besondere Qualitäten besitzen. Obwohl Fuchsienfreunde heutzutage von vielen fleißigen Züchtern aus aller Weltmit zahlreichen,farbenprächtigen Cultivaren,die oft Blüten von spektakulärer Größe tragen,verwöhnt,werden,haben die frühen Züchtungen mit den relativ kleinen,einfachen Blüten ihre treue Anhängerschar nie verloren. So fällt es auch mir nicht schwer,die Vorzüge dieser altbewährten Sorte aufzuzeigen. Stecklinge bewurzeln schnell und zuverlässigen zu jeder Jahreszeit. Mit großer Vitalität baut sich in wenigen Monaten ein reich verzweigter,wohlproportionierter Busch auf,selbst,wenn man nur einmal entspitzt. Das feste glatte Laub von fast lederartiger Substanz wird selten von Schädlingen befallen. Auch die lange Haltbarkeit der Einzelblüte ist bemerkenswert. Die Pflanze ist vielseitig verwendbar: als dauerblühende Topf- oder Beetpflanze,als langlebiges Stämmchen in jeder beliebigen Höhe,als eindrucksvolle Pyramide. Bis zu dem letzten extrem kalten Winter hatte ich einen hübschen Busch als "Winterharte" in meinem Garten. In England sieht man sie häufig als mittelhohe Hecke zur Gartenunterteilung gezogen. Freunde der Insel Mainau kennen gewiss die sehr alte große Pyramide von 'Alt Mainau',vor der die Besucher ungläubig staunend,fasziniert stehen bleiben. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist es eine umbenannte 'Chillerton Beauty'.
Fuchsia boliviana 'Alba'
Vorkommen: Vom Norden Argentiniens bis Süd-Peru findet man F. boliviana und ihre Formen im feuchten Dickicht des Regenwaldes in Höhe von 1000 bis 3000 m. Es sind aufrechte,buschige Sträucher oder kleine Bäume von 2 bis 6 m. Junge Zweige fein grauweiß behaart,2 bis 4 mm dick,ältere verholzt,mit gespaltener Rinde,gewöhnlich hohl,1 bis 6 cm dick. Blätter gegenständig,ternat bis alternat. 5 bis 23 cm lang,3 bis 15 cm breit,Blattstiele behaart. Blüten sehr zahlreich,in endständigen Trauben von 5 bis 30 cm Länge. Fruchtknoten zylindrisch,7 bis 11 mm lang,2 bis 3 mm dick. Beere: zylindrisch,10 bis 26 mm lang,8 bis 14 mm dick,dunkelpurpurn. Die vorstehend beschriebene Form von F. boliviana wurde 1849 von Harrington als F. corymbiflora alba beschrieben und war lange unter diesem Namen in Kultur. Zu Unrecht,wie Dr. Berry nachweist. Die Varietät 'Alba' ist wahrscheinlich durch Mutation,die einen Pigmentverlust im Tubus und Sepalen bewirkte,entstanden. Die echte F. corymbiflora war offenbar nie in Kultur. Sie unterscheidet sich von F. boliviana durch feinere Behaarung der gegenständigen Blätter,kürzere Blütenstände und nicht zurückgeschlagene Sepalen.
Fuchsia denticulata
Synonym: F. serratifolia (Ruiz & Pavon 1892): F. leptopoda,F. siphonata,F. tacsoniiflora (K. Krause 1905) F. denticulata,von den spanischen Botanikern Ruiz und J. A. Pavon in ihrer "Flora Peruviana et Chilensis..." 1802 erstmalig beschrieben,hat ihre Heimat in Peru und Bolivien. In Peru ist sie sowohl an den trockenen Hängen der Zentral-Kordilleren zum Pazifik wie auch an den Osthängen der Peruanischen Anden in Höhen von 2800 bis 3500 m zu finden,allerdings vorwiegend in feuchten Quellgebieten und Felsspalten und in den Strauchvegetationen des Regenwaldes. An den Nordosthängen der Bolivianischen Anden gibt es Populationen in 2200 bis 3100 m Höhe. Aufrechter Strauch mit flexiblen Zweigen,1,5 bis 4,0 m hoch,auch in Bäume kletternd bis zu einer Höhe von 10 m. Junge Zweige grün bis weinrot,ältere bis 20 mm dick sind bräunlich mit ablösender Rinde.Blätter: drei- bis vierzählig,manchmal gegenständig,oval lanzettlich,glänzend dunkelgrün,leicht gezähnt,die roten Blattnerven der Unterseite sind schwach behaart,4 - 17 cm lang,1,5 bis 6,5 cm breit.Blattstiele: rötlich,leicht behaart,8 bis 20 mm lang,mit festen dreieckigen Nebenblättchen an der Basis,die abfallen. Die Blüten stehen einzeln in den Blattachseln,im oberen Drittel der Zweige. Blütenstiel glatt,1 bis 1,5 mm dick,18 bis 45 mm lang. Fruchtknoten: grün,lang-oval,10 bis 13 mm lang,3 bis 4,5 mm dick. Fruchtbeere: oval,20 bis 26 mm lang,10 bis 12 mm dick,glänzend grün bis rotpurpur,hellbraune Samen.Chromosomenzahl n = 11 Beschreibung nach Dr. Paul Berry In der Kultur ist F. denticulata problemlos und stellt keine besonderen Ansprüche. Wegen ihrer Starkwüchsigkeit verwenden wir sie als Busch für den Hintergrund oder am Spalier. Hochstämme mit dem herrlichen Farbkontrast von Laub und Blüten wirken sehr auffällig. Wie bei vielen Spezies setzt die Hauptblüte erst im Spätsommer ein,doch dann wird bei Temperaturen von 12 bis 15 C durchgeblüht bis zum Frühjahr.
Gruß aus dem Bodethal
Über einen Zeitraum von mehr als 115 Jahren hat diese in Quedlinburg,genauer: im Bodethal im Harz,von der um die Jahrhundertwende berühmten Gärtnerei Sattler und Bethge gezüchtete Fuchsie bewiesen,was an Qualität in ihr steckt. Sie verzaubert noch heute mit ihrem Charme,der in der klassischen Blütenform mit der seltenen Farbkombination liegt,die Fuchsienfreunde. Einer einige Male entspitzten Pflanze in Buschform oder einem gut und sorgfältig gezogenen Fußstämmchen kann so leicht keine der großblumigen modernen Fuchsien die Schau stehlen. Der lackrote Kelch mit den zierlich nach oben gerollten Sepalen im gleichen Farbton ist von guter,fester Substanz. Die im Aufblühen fast schwarze Korolle zeigt an der Basis einige rote Adern. Das dunkle,graugrüne Laub bildet einen ruhigen Hintergrund für die mittelgroßen gut sichtbar an den Zweigenden stehenden Blüten. Weil die Proportionen von Wuchs,Laub und Blüte stimmen,strahlt 'Gruß aus dem Bodethal' Harmonie aus. Wenn man bei soviel Schönheit noch die Robustheit der Pflanze in Betracht zieht,sie hat bei mir einige Jahre sogar die Winter im Freiland überlebt,allerdings an einem sehr geschützten Platz,was bleibt da noch zu wünschen übrig?
Major Heaphy
Major Heaphy' ist eine Fuchsie von großer Schönheit, die schon lange kultiviert wird. Die Herkunft ist unbekannt. In der Literatur, auch der älteren, wird sie als englisches Cultivar beschrieben, und zwar einhellig von allen Autoren. So war ich denn auch verwundert, als vor einigen Jahren eine Pflanze, die aus der Tschechoslowakei mit dem Namen 'Duc de Bordeaux' eingeführt worden war, in der Blütezeit als 'Major Heaphy' sich entpuppte. Sollte die Sorte vielleicht doch aus Frankreich stammen? Um die Verwirrung komplett zu machen, sah ich im vergangenen Sommer auf der Ausstellung in Veitshöchheim schöne Exemplare der Fuchsie, um die es hier geht, unter dem Namen 'Laura'. Leider wurde diese Fuchsie unter dem - wie ich finde - nicht nur falschen, sondern auch unglücklich gewählten Namen in den Handel gebracht hat. Es gibt nämlich bereits drei verschiedene Kultivare mit dem Namen Laura: 'Laura' (Youell,1846,GB - rosa/lila) 'Laura' (Niederholzer,1946,USA - weiß/pink) 'Laura' (Martin,1968,USA - rot-hellblau). Vermutlich sind die Motive, dem "Kind" einfach einen neuen Namen zu geben, die gleichen, wie seit eh und je: Entweder man kannte den korrekten Namen nicht, oder er war, weil ausländisch, schwer auszusprechen. Auch Verkaufsstrategien haben bei diesen Umtaufen oft eine Rolle gespielt. Wie auch immer, die Fuchsie, die hier beschrieben ist, ist robust und extrem reichblühend. Die mittelgroßen Blüten, in der bei Fuchsien seltenen Farbe Ziegelrot, kommen auf dem eher kleinen aber dichten Laub hervorragend zur Geltung. Da sich die Pflanze von Natur aus gut verzweigt, blühen Triebspitzen und Seitenzweige gleichzeitig, und die enorme Blütenfülle ist schon sehr beeindruckend. Büsche und auch Hochstämme lassen sich problemlos ziehen. Sie sollten im Garten aber einen leicht beschatteten Platz mit möglichst gleichmäßiger Luftfeuchtigkeit erhalten, beispielsweise im Rasen. Unter trockenheißen Bedingungen wirft sie manchmal einfach Blüten und Knospen ab.
Iced Champagne
Dieses in England als Ausstellungspflanze sehr beliebt Cultivar hat elegante,wohlgeformte Blüten von leuchtender Farbe. Damit diese nicht unter den großen Blättern im Verborgenen blühen,sollte man nur ein- bis zweimal entspitzen undgleichzeitig düngen. So strecken sich die Blattabstände etwas,und die Blüten kommen besser zur Geltung.
Aika
Mit 'Aika' ist dem deutsche Züchter Lutz Bögemann ein großer Wurf gelungen,eine wirkliche Bereicherung des verfügbaren Sortiments. Beachten wir zunächst einmal die aparte Blütenform. Der elegant geschwungene Tubus von recht ansehnlicher Länge geht mit einem deutlichen Absatz,einer eigenartigen Verdickung,in die ebenfalls langen und schmalen Sepalen über,die noch einen dunkleren Mittelstreifen aufweisen. Die Sepalen sind seitwärts nur gerade soweit aufgestellt,dass man die wirklich wunderschöne und besondere Form der Korolle erkennen kann. Jedes einzelne Petal ist an der Unterkante mitschwungvollen Einbuchtungen versehen,wie sie mir von keiner anderen Fuchsienblüte bekannt sind. Die kräftig kirschrote Korolle kommt durch die nuancierten Töne eine Intensität von großer Leuchtkraft. Die gewöhnlich bei Fuchsienblüten weit herausragenden Staubfäden sind bei 'Aika' völlig in der Korolle verborgen,sichtbar ist nur die Griffelnarbe. Auch diese Eigenart verstärkt den Eindruck des Besonderen dieser Blüten. Sie werden an langen Stielen wirkungsvoll über dem Laub getragen. Doch die Qualitäten dieser Neuzüchtung aus Ostfriesland erschöpfen sich nicht - wie bei leider vielen neuen Cultivaren - in einer schönen Blüte. Die Pflanze ist starkwüchsig mit glänzendem,festen schön geformten Laub. Überrascht war ich - beim Umtopfen - von dem außergewöhnlich kräftigen Wurzelsystem. Die alte Gartenweisheit,die besagt,dass eine Pflanze immer nur so gut sein kann wie ihr Wurzelwerk,wird hier überzeugend bestätigt. Obwohl man mit 'Aika' gewiss auch prachtvolle Ampeln bepflanzen kann,sind die Zweige kräftig genug,um aufrechte,dekorative Pflanzen zu ziehen. Im Sommer 1984 hatte ich einen prachtvollen Busch mit unzähligen Blüten. Die Pflanze war erst im zweiten Lebensjahr. Mein Versuch der letzten Monate,einen Hochstamm zu ziehen,scheint recht erfolgsversprechend. Ob Ampel,Busch oder Hochstamm,wir sollten in der Anzuchtphase möglichst oft entspitzen.
Mission Bells
Mission Bells' ist eine aufrecht und starkwachsende Fuchsie, die nicht allzu viel Mühe bei der Anzucht macht. Wenn die rötlichen Zweige sich unter dem Gewicht der Blütenfülle niederbeugen, entstehen schon bald zahlreiche Seitentriebe, die das Pflanzenzentrum vollständig ausfüllen. Das mittelgroße Blatt mit dem roten Mittelnerv ist matt an der Oberfläche. Die Blüten sind einfach und von aparter, elegant geschwungener Glockenform. Jedes einzelne Petal hat einen ausgeprägten roten Fleck am Grunde. Die Blühfreudigkeit ist sagenhaft, und die Blütezeit hält ungewöhnlich lange an. Wie bei dieser Farbstellung so oft, geht das anfangs herrlich intensive Purpurblau der Korolle bei zunehmender Reife in Weinrot über. Obwohl es sehr viele rot-blaue Fuchsiensorten gibt, wird 'Mission Bells' dank der bezaubernden Glockenblüte immer eine Sonderstellung einnehmen. Darüber hinaus verdankt sie ihre Beliebtheit der vielseitigen Verwendbarkeit. Sie bildet dekorative Büsche im Topf oder im Gartenbeet. Ein Hochstämmchen dieser Sorte ist immer ein attraktiver Blickfang. Allerdings sollte die Krone bei älteren Bäumen sorgfältig gestützt werden, weil das Holz mit zunehmendem Alter leicht brüchig wird.
Lady Boothby
Fuchsienfreunde,die Ausdauer und Geduld nicht zu ihren stärksten Tugenden zählen,sollten einmal versuchen,aus dieser Sorte eine große,dekorative Pflanze zu ziehen. Dank der extremen Starkwüchsigkeit und denaußergewöhnlich langen Blattabständen geht das erstaunlich schnell. Zwei bis drei m Höhenwachstum schafft die "Lady" bei guter Ernährung und mehrmaligem Umtopfen spielend. Häufiges Entspitzen der Seitentriebe sorgt dann für eine dichte Belaubung und eine reiche Blüte. Die relativ kleinen Blüten sind besonders hübsch geformt,Waagerecht ausgestellte Sepalen verleihen ihr ihnen eine Leichtigkeit und Eleganz. Die frisch erblühte Korolle ist von einem dunklen,fast schwarzen Purpur,das sich nach einigen Tagen nach Weinrot verfärbt. Entweder zieht man diese Pflanze als Säule an einem stabilen Bambusstab oder mehrtriebig als Spalier. Weil diese schöne Fuchsie im Juli 1939 zu Ehren der 1. Präsidentin der BFS,Lady Boothby,benannt wurde,soll diese Beschreibung gleichzeitig ein kleiner Beitrag zum 50-jährigen Jubiläum (1988) unserer britischen Freunde sein.
Tolling Bell
Fuchsien mit rotem Kelch und weißer Korolle sind zahlreich. Die Bandbreite reicht von den kleinblütigen wie 'Cardinal Farges',' White Pixie' und 'Nelly Nuttal' über die im Gartenbau viel verwendeten Sorten 'Hanna', 'Snowcap' oder 'Schneewittchen', bis zu den großblütigen 'Swingtime', 'Red Ribbons' oder gar 'Texas Longhorn' mit ihren Riesenblüten. Sie alle beeindrucken durch den klaren - auch in die Ferne wirkenden - leuchtenden Farbkontrast und sind darum verständlicherweise allgemein beliebt. 'Tolling Bell' hat eine besonders schöngeformte, längliche Glockenblüte, die vor dem eher kleinen Laub gut zur Geltung kommt. Der Name ist vom Züchter wirklich treffend gewählt worden. Der aufrechte starke Wuchs macht ein mehrmaliges Entspitzen im Frühjahr erforderlich. Die Pflanze reagiert prompt und zuverlässig darauf und treibt aus jedem schlafenden Auge einen weiteren Zweig. 6 bis 8 Wochen später können wir dann viele "läutende Glocken" erwarten. Eine Blühpause ist bei guter Ernährung nicht zu befürchten. Prachtvolle, sehr dekorative Büsche und Hochstämme lassen sich ziehen. Ein Punkt ist bei der Auspflanzung allerdings unbedingt zu beachten: 'Tolling Bell' liebt die pralle, heiße Sonne gar nicht. Es empfiehlt sich, ihr einen hellen, kühlen Platz auszusuchen. In England ist vor einigen Jahren eine Mutation mit schön panaschierten, grüngoldenen Blättern entstanden, die 1985 unter der Nr. 1920 bei der AFS registriert wurde.
Hinnerike
Fuchsienfreunde,die in Zeist bei den geprüften Neuheiten die 'Hinnerike' - Pflanzen gesehen haben,waren von diesem bemerkenswerten Cultivar aus Ostfriesland durchweg sehr beeindruckt. Lutz Bögemann,der bei seinen Züchtungsversuchen bewusst neue Wege geht,hat in diesem Fall F. x bacillaris,einer Hybride aus der Sektion Encliandra,die lange unter dem Namen F. cliandracea verbreitet wurde,und F. magdalenae aus der Sektion fuchsia diese bisher wohl einmalige Züchtung geschaffen. Stellt man sich die winzigen Encliandra-Blütchen vor und dagegen die extrem langen der F. magdalenae,so ist das Resultat dieser Kreuzung schon erstaunlich. 'Hinnerike' trägt nämlich Blüten vom Encliandra-Typ,aber im "Großformat",während das dunkelgrüne,wie poliert glänzende Laub mit der dicken Mittelrippe und den ausgeprägten Blattnerven sowie der starke Wuchs und die langen Internodien auf den anderen Elternteil hinweisen. Erste Erfahrungen mit 'Hinnerike': Zu meiner großen Freude bekam ich im Herbst 1984 von Lutz Bögemann einen unbewurzelten Steckling,in dem extrem kalten Winter und Frühjahr 1984/85 war der Zuwachs zunächst nicht überwältigend,wahrscheinlich,weil ich mein Treibhaus nur bis maximal 5 C beheize. Als das Pflänzchen bei zunehmendem Tageslicht und etwas mehr Wärme dann so richtig "loslegte",blieb gerade noch Zeit,zweimal zu entspitzen. Ich war - wer kennt das nicht - neugierig auf die ersten Blüten und konnte sie kaum erwarten. Das dies ein Fehler war,stellte sich Ende Juni heraus. Ich hatte zwar früh bezaubernde Blüten,doch die eigenwillige Dame 'Hinnerike' war nicht mehr zu bremsen. Sie machte lange Triebe in alle Himmelsrichtungen. Vorwiegend natürlich zum Licht,an dem es in diesem trüben Sommer ja oft mangelte. Ich hätte natürlich noch einmal zurückschneiden können. Aber an den fast waagerechten,langen Trieben hingen -aufgereiht wie Lampions an einer Schnur- die leuchtend roten,zauberhaften Blütchen. Hand aufs Herz,hätten Sie da zur Schere gegriffen?? Fazit: An einem möglich hellen Platz,früh und oft entspitzt,wird 'Hinnerike' jeder Fuchsiensammlung zur Zierde gereichen.
Howlett's Hardy
Wie der Name schon ausdrückt,ist dieses Cultivar in Gegenden mit wärmerem Klima -aber wirklich nur dort- winterhart. Wer in Landstrichen mit milden Wintern lebt,im Weinbauklima etwa,sollte einen Versuch wagen. 'Howlett's Hardy'bringt jedenfalls alle erforderlichen Eigenschaften mit,die einen Test lohnen würden: starkes Wurzelvermögen mit Trieben,die direkt aus dem Wurzelballen kommen,kräftiger,aufrechter Wuchs mit guter Verzweigung,dazu viele,relativ große,gut regenverträgliche Blüten und eine ununterbrochene Blütezeit bis zu den ersten Nachtfrösten. Der Busch wird bei guter Pflege maximal 50 cm hoch,wobei der Pflanzendurchmesser von Jahr zu Jahr größer wird. Wer in winterkalten Gebieten lebt,kann die Pflanze entweder im Garten auspflanzen und im Herbst wieder eintopfen,oder von vornherein im Container ziehen. Hier muss dann aber einige Male entspitzt werden,um die Bildung von Seitentrieben anzuregen. Die langen,eleganten Blüten kommen auch an Hochstämmchen gut zur Geltung.
Speciosa
Von namhaften Taxonomen wurde 'Speciosa' schon vor Jahrzehnten ganz eindeutig als Hybride zwischen F. splendens x F. fulgens bestimmt. Die Zuordnung zu den Species,die man in älteren Büchern und Katalogen findet,ist also ungültig. In der Erscheinung steht 'Speciosa' etwa in der Mitte zwischen beiden Eltern. Das große behaarte Laub und die fein behaarten jungen Äste und Zweige kennen wir von F. fulgens,während die graugrüne Laubtönung und er abgeflachte Tubus Merkmale von F. splendens sind. Die gelbgrünen Spitzen und Sepalen sind bei beiden Eltern zu finden,wie auch die relativ späte Blütezeit. Allerdings blüht 'Speciosa' wesentlich reicher als die Eltern in kurzen Blütentrauben am Ende der Zweige. Der starke Wuchs,bis etwa 1 m Höhe,empfiehlt eine Verwendung in großen Kübeln oder Freilandbeeten. Wer über ein beheiztes Gewächshaus verfügt,kann sich lange Herbst- und Wintermonate hindurch an dieser farbenprächtigen Pflanze erfreuen. Ein ganz besonderes Erbteil beider Eltern,der knollig verdickte Wurzelstock,ist ebenfalls erwähnenswert. Diese Besonderheit,die bei Species anderer Sektionen nicht vorkommt,war für Dennis E. Breedlove u. A. der Anlass,die Arten F. fulgens und F. splendens aus der Sektion Fuchsia (Eufuchsia Munz) herauszunehmen und mit F. decidua aus der Sektion Hemsleyella,die auch einen knollig verdickten Wurzelstock besitzt,zu der neuen Sektion Ellobium zu vereinen. <i>Veröffentlicht in den Annals of the Missouri Botanical Garten,Vol. 69,Nr. 1,1982</i>
Fuchsia venusta
Fuchsia venusta ist in Kolumbien und Venezuela beheimatet. Dort wächst sie im Regenwald der Kordilleren vorwiegend an den Waldrändern,vereinzelt auch im Dickicht oder an Flussufern in einer Höhe von 1800 bis 2700 m. Aufrechter Strauch mit flexiblen Zweigen,1 bis 3 m hoch oder als Liane kletternd bis 10 m Höhe.Junge Zweige 2 bis 6 mm dick,weinrot,feinbehaart. Blätter gegenständig oder dreizählig,an der Oberseite glänzend dunkelgrün,an der Unterseite heller,Nerven schwach behaart,ganzrandig,elliptisch bis abgerundet an der Basis,oben sehr zugespitzt,5 bis 11 cm lang,1,5 bis 4,5 cm breit. Blattstiele 4 bis 10 mm lang,weinrot. Die Blüten stehen einzeln in den oberen Blattachseln und als mehrblütige Traube am Ende der Triebe. Fruchtknoten oval bis elliptisch,4 bis 8 mm lang,2 bis 3 mm dick. Tubus trichterförmig,35 bis 60 mm lang,unten 2,5 bis 3 mm breit,leuchtend orangerot,grün in der Knospe,der untere Teil innen filzig behaart,waagerecht ausgestellt,14 bis 30 mm lang,4 bis 7 mm breit. Petalen orange bis orangerot,leicht gewellt,sehr spitz,15 bis 22 mm lang,3 bis 6 mm breit. Staubfäden hellrot,10 bis 15 mm und 8 bis 11 mm lang. Fruchtbeere länglich-halbrund,8 bis 20 mm lang,6 bis 10 mm dick,grün bis purpur,Chromosomenzahl n = 11. F. venusta gehört zweifellos zu den schönsten Wildfuchsien. Sie wird von mehreren Gärtnereien angeboten.
Preston Guild
Die Blüten von 'Preston Guild' mit dem besonders langen Blütenstiel, den Sepalen, die sich elegant zum Tubus rollen, ihn jedoch nicht verdecken, und den klaren Farben, kann man wirklich perfekt nennen. Jede für sich ist ein kleines Kunstwerk der Natur. Leider ist der Wuchs der Pflanze etwas steif und ganz straff aufrecht. Wir müssen früh und häufig, nach jedem zweiten Blattpaar, entspitzen, um eine bessere Verzweigung zu erreichen. Sorgfältig gezogen ist sie als Busch oder Fußstämmchen einmalig schön. Weil der Stammbaum von 'Preston Guild' besonders interessant für unsere Züchter ist, möchte ich ihn hier darstellen: F. magellanica var molinae x 'Venus Victrix' = 'Hawkshead' 'Hawkshead' x 'Venus Victrix' = 'Dorothea Flower' 'Dorothea Flower' x 'Hawkshead' = 'Preston Guild'
Doreen Redfern
Frederic Scott Redfern aus Derby,der englische Züchter dieser Sorte,beschreibt seine Neuheit für die Registration inAmerika folgendermaßen: "'Doreen Redfern' ist verschieden von und besser als bereits existierende Cultivare" (Dieser Farbstellung). Er betont die gute Substanz der Blüten,die lange frisch bleiben,die Farbe gut halten und auch die schön geschlossene Korolle im Aufblühen nicht verlieren. Empfohlen wird von ihm ein kühler Standort mit von oben gefiltertem Licht. An solchen Plätzen sollen sich die Blütenfarben am besten entfalten. Die Pflanze wird als für die Anzucht von Buschformen und Hochstämmchen geeignet beschrieben. Nachdem der Züchter seine neue Sorte drei Jahre hindurch beobachtet und getestet hatte,wurde sie von der Fuchsiengärtnerei Pacey,Stathern in Leicestershire,1983,eingeführt und verbreitet.
Groenekan's Glorie
Die Fuchsiensorte 'Groenekan's Glorie' hat den für viele orangefarbenen Fuchsien typischen sparrigen Wuchs mit den - besonders bei Jungpflanzen - sehr großen,hellgrünen Blättern. Entspitzen,entspitzen,und nochmals entspitzen sollte bei der Anzucht die Devise sein. Nur so bekommt man buschige Pflanzen mit dichtem Laub und vielen Blüten. Die Blüten sind einfach,groß und wohlgeformt. Sie haben eine hervorragende Fernwirkung. Die gute Sonnenverträglichkeit ist ein weiterer positiver Aspekt. Licht und Sonne bringen die Blüten erst richtig zum Strahlen. In der Kultur und bei der Überwinterung ergeben sich keine Probleme. Große,dekorative Pflanzen,auch Hochstämme jeder Größe,lassen sich relativ schnell heranziehen. Gründungsmitglieder unserer DFG werden sich mit mir gewiss gerne an das wunderschöne Exemplar erinnern,das die holländische Delegation des Kring als Geschenk zur Gründungsversammlung 1981,zusammen mit anderen Holländischen Züchtungen,mit nach Frankfurt gebracht hatte.
Royal Velvet
Unter den zahlreichen Fuchsiensorten mit rot-blauen Blüten nimmt 'Royal Velvet' zu Recht eine Sonderstellung ein. Diewohlgeformten,großen Blüten mit dem lackroten Kelch und dem intensiven Purpurblau der Korolle öffnen sich weit und enthüllen so ein samtigrotes Innenleben. Auch die langen Staubfäden mit dem extrem langen Stempel tragen zu diesem verfeinerten,sehr ansprechenden Eindruck bei. Das feste Laub ist groß und fast ganzrandig mit roten Blattnerven und roten Blattstielen. Wie viele wirklich gute Fuchsien ist 'Royal Velvet' vielseitig verwendbar. Ob im Balkonkasten,in größeren Containern oder als Hochstamm,sie macht immer großen Eindruck und erfreut durch eine lange Blütezeit. Die Anzahl der Blüten kann durch frühes Entspitzen deutlich gesteigert werden.
Elfriede Ott
Elfriede Ott' wird zu den Triphylla-Hybriden gezählt, obwohl sie von der Mutter 'Koralle' nur noch einen geringen Anteil Erbgut von F. triphylla enthalten kann. Das eher kleine Laub ist stumpf-olivgrün. Der Wuchs so lax, weshalb man diese Sorte vorteilhaft in Ampeln präsentieren sollte. Die Blüten mit relativ langem aber ungewöhnlich dickem Tubus sind fast uni altrosa, nur die kurze Korolle ist ein wenig dunkler getönt. Eine Besonderheit unter den Triphylla-Hybriden bilden die stark gekräuselten Petalen, die die Blüte auf den ersten Blick gefüllt erscheinen lassen. Bei genauer Untersuchung findet man in der Mehrzahl der Blüten doch nur 4 Petalen, selten 5 oder 6. Die Sorte ist gut sonnenverträglich, hitzebeständig und regenfest und deshalb auch als Beetpflanze im Garten verwendbar. Als tagneutrale Sorte blüht sie unabhängig von der Tageslänge, im Gewächshaus oder Wintergarten auch im Winter. Die Temperatur sollte nicht unter 10 C fallen. 'Elfriede Ott' ist zweifellos die schönste der Züchtungen des Österreichers Karl Nutzinger und die Krönung seiner Arbeit.
Buttercup
Buttercup' ist eine von mehr als zwanzig modernen Fuchsiensorten des kalifornischen Züchters Ted Paskesen. Sie hat schnell weltweite Verbreitung gefunden. Nur Gutes setzt sich auf die Dauer durch,und hier haben wir es mit einer guten,stark- und aufrechtwachsenden Fuchsie zu tun. Sie zeichnet sich durch gute Widerstandskraft gegen übermäßigen Regen und Hitzebeständigkeit im Schatten aus. Wir können sie als Busch oder Hochstamm ziehen und an leicht beschatteten Plätzen auch in den Garten pflanzen. Die reichblühende Pflanze hat mit ihren frischen,klaren Farben eine hervorragende Fernwirkung. Sie vermag dunklere Standorte auf sehr dekorative Weise aufzuhellen. Die mittelgroße Blüte mit der schalenförmigen Korolle ist hübsch geformt,orange mit weißer Basis und horizontal gestellt. Tubus und Sepalen variieren in der Farbe vom reinsten Weiß bis zu hellem Orange,je nach Helligkeit des Standortes. Die vier unten abgerundeten Petalen sind weit,eben schalenförmig,ausgestellt. Die schmalen Sepalen sind ganz waagerecht ausgebreitet,nur die äußeren Spitzen biegen sich leicht nach unten.