Teil 5 Sektion Quelusia / F. magellanica

von Henk Hoefakker

Dieses Mal betrachten wir die Sektion Quelusia. Von dieser Sektion stammen viele unserer winterharten Fuchsien ab, namentlich die Magellanicas. Der Name Quelusia geht auf den Palast Queluz zurück, den königlich-portugiesischen Sommerpalast etwas ausserhalb von Lissabon. 1788 wurde die Gruppe durch Domingo Vandelli, einem italienisch-portugiesischen Botaniker, als Gattung beschrieben. Später aber wurde sie als Sektion zur Gattung Fuchsia gestellt. Diese Sektion umfasst 9 Arten, also an und für sich eine überschaubare Sektion. Aber es treten innerhalb der Arten so viele Varianten auf, dass man beinahe auf 100 Namen kommt.

F. magellanica

F. magellanica arauco

Wir beginnen mit Fuchsia magellanica, früher also Quelusia magellanica, der wohl bekanntesten winterharten Fuchsie. Der Name ist abgeleitet von der Magellanstrasse, einer Meeresenge zwischen dem südlichsten Teil von Südamerika und der Insel Feuerland. Diese Passage vom Atlantik in den Pazifik wurde 1520 vom portugiesischen Seefahrer Ferdinand Magellan gefunden und trägt daher seinen Namen. Dort ganz im Süden von Chile wurde diese Fuchsie das erste Mal entdeckt. Dieser Fundort in der Nähe von Feuerland erklärt auch die gute Winterhärte dieser Art.

Eine Beschreibung dieser allgemein bekannten Art mit der rot-violetten Blüte ist beinahe überflüssig. Aber es existieren viele Variationen betreffend Blatt, Blütenfarbe und -form. Wir kennen 6 Varianten mit Saatnummer (z.B. F. magellanica 80-540), die untereinander grosse Unterschiede zeigen. Dann existieren noch 2 Typen mit weisser Blüte, die F. magellanica var. alba (alba = weiss) und F. magellanica 'Enstone'. Die zweite stammt von der ersten ab, hat aber ein knallgelbes Blatt. Nur schade, dass sie so schlecht wächst.

F.  magellanica aurea

F.  magellanica gracilis

Meiner Meinung nach ist F. magellanica var. gracilis (= schlank, zierlich) eine der schönsten und blühfreudigsten Fuchsien. Von dieser Art kennen wir 3 Sports (Mutationen an einem Teil der Pflanze, die vegetativ vermehrt zu neuen Varietäten führen). F. magellanica var. versicolor mit hellgrünem Blatt mit cremefarbenen Rand, F. magellanica var. tricolori (= dreifarbig), hier mit einem graugrünen Blatt mit roter Marmorierung und ebenfalls cremefarbenem Rand. Die sehr frühen und die späten Jungtriebe sind wunderschön violettrot. Dann ist da noch F. magellanica var. aurea (= golden) mit gelbgrünen bis goldgelben Blättern, abhängig davon wie sonnig die Pflanze steht. Die Blühfreude dieser Blattvarietäten ist etwas minder, wird aber durch die Blattfarben gut kompensiert.

F. magellanica var. globosa (globe= kugelförmig) zeigt runde Blütenknospen und kuglige Blüten mit breiten Kelchblättern.

F. magellanica var. longipendunculata hat, wie es der Name sagt, extra lange Blütenstiele.

F. magellanica var. pumila ist ein Zwergstrauch.

F. magellanica var. arauca hat sehr schöne gefärbte Blüten und ist extrem winterhart, mag aber die heissen Sommer nicht. Benannt ist sie nach der Provinz Arauca im Süden von Chile. Sie ist identisch oder zumindest sehr ähnlich mit F. magellanica var. eburnea.

F. magellanica tricolor

F.  magellanica versicolor

Es gibt noch weitere Varianten, aber die oben genannten sind die bekanntesten. Übrigens schreibt man botanische Namen immer kursiv. Normal geschriebene Namen mit großen Anfangsbuchstaben und zwischen einfachen Anführungszeichen bezeichen Hybriden oder Auslesen (= Kulturformen). Eine der bekanntesten ist F. magellanica 'Ricartonii', bei welcher man nicht sicher ist, ob es sich um eine Hybride handelt. Magellanicas sind einfach zu haltende Pflanzen mit geringen Ansprüchen an Standort und Erde. Zur Auspflanzen in den Garten nehmen Sie am besten zweijährige Pflanzen. Der Boden sollte locker und vor allem nicht nass sein. Zuviel Feuchtigkeit vermindert die Überwinterungschancen. Die Oberkante des Wurzelballens sollte ca. 10 cm unter die Gartenbodenoberfläche zu liegen kommen. Die Pflanzgrube muss nicht sofort gefüllt werden, das geschieht im Laufe des Jahres beim Scharren und Jäten. Je älter die Pflanze, desto eher verträgt sie Frost. Bei strengem Frost frieren die oberirdischen Teile ab, die Pflanze treibt aber im Frühjahr aus dem Wurzelstock wieder aus. Die alten Zweige schneiden wir erst im frühen Frühling zurück, so dass sie den Winter durch noch einen Schutz gegen die kalten Winde geben. Jedes Jahr werden mehr Zweige aus dem Boden kommen, so dass mit der Zeit ein schöner Strauch entsteht.


Viel Gartenfreude mit Euren Fuchsien!

Quelle: Fuchsiana 06/2011
Übersetzung: Hans Eggenberger (he)
Fotos: Henk Hoefakker