Teil 6 Sektion Quelusia / weitere Arten

von Henk Hoefakker

In dieser Folge geht es weiter mit der Sektion Quelusia. Letztes Mal haben wir bereits F. magellanica behandelt. Wir wenden uns nun den etwas weniger bekannten Arten dieser Sektion zu. Alle haben sie denselben Blütentyp wie F. magellanica, nämlich einen roten Tubus und eine blauviolette Krone.

In alphabetischer Reihenfolge beginnen wir mit F. alpestris. Diese Art wurde 1843 durch George Gardner beschrieben, wobei der Name auf das alpine Vorkommen in den hohen Bergen im Südosten von Brasilien verweist. Sie wächst kräftig und etwas wild. Die lianenartigen Zweige tragen grosse Blätter mit einem roten Anflug. Die Blüte ist jedoch nicht spektakulär. In einem Topf mit schwach gedüngter Erde wächst diese Art etwas "zivilisierter" und auch die Blüte fällt etwas reichhaltiger aus. Im Garten kommt sie nach dem Winter nur zaghaft wieder in Schwung und bei mir, in sandiger Erde, bleibt sie auch bescheiden, was die Wuchshöhe betrifft.

F. alpestris

F. bracelinea

F. bracelinae ist eine der Arten, die Philip Munz 1943 beschrieben hat. Er ehrte damit Frau Floy Bracelin aus Berkley Kalifornien für ihren Einsatz bei der Verwaltung der zahlreichen Pflanzensammlungen, die Ynés Mexia in Brasilien zusammengetragen hatte. Auch F. bracelinae ist eine Fuchsie mit lianenartigem Wuchs. Die Blätter sind dunkelgrün, etwas kleiner und vor allem schmaler und leicht behaart. Im Gegensatz zu F. alpestris blüht diese Art sehr reich, beinahe in Büscheln von Blüten. Diese Art ist noch nicht lange in den Niederlanden. Sie wächst am Naturstandort mehr oder weniger epiphytisch und bevorzugt daher grobe, lockere, humusreiche Topferde. Diese Art ist zwar winterhart, kommt aber sehr spät in Gang und wird daher nie richtig gross werden. Im Topf hingegen kann sie zu einer kräftigen Pflanze heranwachsen.

F. brevilobis hat Blätter mit ungefähr derselben weidenblättrigen Form, sie sind aber viel dünner und zarter und sie sind hellgraugrün. Die ganze Pflanze ist weisslich behaart. Sie wurde 1989 durch Paul Berry beschrieben. Der Name bedeutet "kurzlappig" und bezieht sich auf die Kelchblätter, die zum grossen Teil verwachsen sind und sich nur kurz zu einzelnen Lappen öffnen. Auch diese Art bildet kräftige Sträucher mit lianenartigen Zweigen. Sie blüht mässig bis reich. Im Übrigen gilt für diese Art dasselbe, wie für die vorherige. Sie präsentiert sich daher viel schöner, wenn sie drinnen überwintert wird.

F.  brevilobis

F.  campos portoi

F. campos-portoi ist ein etwas kleinerer, gut verzweigender Strauch. Sie wurde 1935 durch Pilger & Schulze beschrieben. Benannt ist sie nach dem brasilianischen Botaniker P. Campos Porto, der vor allem die Pflanzen im Südosten von Brasilien studierte, wo auch diese Fuchsie vorkommt. Sie hat kleine, spitze, lederartige, dunkelgrüne Blätter. Sie blüht reich mit etwas speziell geformten Blüten. Der Tubus ist am Ende eingeschnürt und die Kelchblätter sind ziemlich lang. Diese Art ist gut winterhart.

F. coccinea ist wahrscheinlich die erste Fuchsie, die kultiviert wurde. Sie erreichte eine grosse Aufmerksamkeit, als sie 1789 durch Jonas Dryander erstmals beschrieben wurde. Dryander half die Pflanzen zu beschreiben, die in Kew Gardens gehalten wurden. Der Name kommt vom Lateinischen für Scharlach und bezieht sich auf das leuchtende Rot der Kelchblätter. Diese sind lang, während die Krone klein, beinahe unsichtbar, aber schön violettblau ist. Die Pflanze wird nicht so gross. Viele Zweige kommen direkt aus dem Boden und verzweigen nur wenig. Die Blätter sind schön hellgrün. Die Pflanze blüht nicht übermässig, aber die leuchtenden Blüten kontrastieren sehr schön zum hellgrünen Laub. Nach dem Winter kommt sie nur mässig zurück.

F. coccinea

F.  glazioviana

F.  hatschbachii

F. glaziovana wurde 1892 durch Paul Taubert publiziert und ist benannt nach dem französischen Botaniker August Glaziou, der zwischen 1861 und 1895 Pionierarbeit im Anlegen von Pflanzensammlungen aus dem Südosten von Brasilien leistete. Sie bildet kompakte Sträucher mit dichtem Laub. Die Blätter sind glänzend grün. Diese Fuchsie blüht reich, ist aber nur bedingt winterhart.

F. hatschbachii trägt ihren Namen zu Ehren des brasilianischen Botanikers Gert Hatschbach. Die Pflanze wurde 1989 durch Paul Berry beschrieben und publiziert. Der Name ist eine Anerkennung für die Hilfe, die G. Hatschbach anlässlich Berrys Forschung in den vorangehenden Jahren über die Fuchsien im Süden von Brasilien geleistet hatte. Die Pflanze wächst kräftig und bildet lockere Büsche mit ziemlich grossen, dunkelgrünen Blättern. Sie verzweigt nur wenig und hat kleine magellanica- ähnliche Blüten. Sie ist gut winterhart.

F. regia wurde 1829 durch den portugiesischen Botaniker José Mariano da Conçeião unter dem Namen Quelusia regia beschrieben. Philip Munz teilte sie 1943 in die Gattung Fuchsia um. Regia kommt aus dem Lateinischen und bedeutet königlich. Es ist aber nicht bekannt, ob sich dies auf den königlichen Palast von Queluz bezieht, von wo auch der alte Gattungs- und heutige Sektionsname abstammt, oder ob damit die "königlichen" Eigenschaften dieser Art gemeint sind. Sie bildet denn auch riesige Sträucher. Es gibt 3 Unterarten von dieser Art. Bei der erstbeschriebenen wurde der Artnamen auch zum Unterartnamen - F. regia subspecies regia.

Die zweite Unterart F. regia ssp. reitzii wurde benannt nach dem Botaniker und Priester Raulino Reitz (1919-1990), der sich auf die Pflanzen im Staat Santa Catarina im Süden von Brasilien spezialisierte.

Die dritte Unterart ist F. regia ssp. serrae und wurde 1989 auch durch Paul Berry beschrieben. Der Name bezieht sich auf das portugiesische Wort "serra" in den Namen der spektakulären Küstengebirge im Südosten von Brasilien, in denen diese Unterart heimisch ist, wie Serra do Mar und Serra do Geral.

Die ersten zwei Unterarten sind sehr winterhart, die dritte nicht.

Quelle: Fuchsiana 01/2012
Übersetzung: Hans Eggenberger (he)
Fotos: Henk Hoefakker