Teil 9 Sektion Encliandra - Teil 2 

von Henk Hoefakker

Dies ist der zweite Text zur Sektion Encliandra. Dieses Mal besprechen wir die Art Fuchsia microphylla. Wie bereits letztes Mal erwähnt, stammt auch diese Art aus Mittelamerika. Der Name microphylla deutet darauf hin, diese Art hat sehr kleine Blätter. F. microphylla ist aufgeteilt in 6 Unterarten. Wenn innerhalb einer Art mehrere Unterarten benannt werden müssen, erhält die älteste bekannte, resp. beschriebene Form als Unterartnamen den Artnamen. In diesem Fall also F. microphylla ssp. microphylla. Während die letztes Mal beschriebene F. encliandra echt zweihäusig (mit männlichen und weiblichen Pflanzen) auftritt, ist nun F. microphylla gynodiözisch. Das bedeutet, es existieren Pflanzen mit zwittrigen Blüten und solche mit weiblichen. F. microphylla ssp. microphylla hat dunkle, glänzende Blättchen und schöne rote Blüten. Die Beeren sind rund und werden glänzend schwarz. Bei den Vögeln sind sie beliebt und bei mir auch.

F. microphylla aprica

F. microphylla chiapensis

F. microphylla ssp. aprica tritt in 2 Formen auf. Die eine hat auch die schön dunkelgrünen, etwas festeren Blättchen, die andere aber etwas größere, hellere und schlappere Blätter. Die Blüten von beiden Formen sind auch rot, aber die Kelch- und Kronblätter sind viel kleiner als bei der Unterart microphylla. Aprica bedeutet sonnig. Diese Unterart wurde denn auch erstmals gesehen an einem offenen, sonnigen Ort. Vielleicht sind Sie auch schon einer Art F. michoacanensis begegnet. Dabei handelt es sich um eine ungültige Namensgebung, es handelt sich nämlich um die weibliche Form von F. microphylla ssp. aprica. Die weiblichen Blüten sind nur halb so groß wie die zwittrigen. Michoacan ist eine Provinz in Mexiko. F. microphylla ssp. hidalgensis hat kleine, ovale und gezähnte Blättchen und weiße Blüten. Diese Unterart formt lianenartige Zweige, die überall zwischendurch hängen. Sie bildet daher keinen schönen Strauch, außer man leitet, schneidet und bindet auf. Bei einem ausgepflanzten Exemplar ist es aber eigentlich ganz lustig zu beobachten, wie sie überall durchwächst. Auch bei dieser Unterart hat die weibliche Form einen anderen (ungültigen) Namen, F. reflexa. Reflexa bedeutet zurückgeschlagen und bezieht sich auf die ganz an die Kelchröhre zurückgeschlagenen Kelchblätter. F. microphylla ssp. quercetorum ist an den Blättern zu erkennen. Sie sind klein, dunkelgrün, aber charakteristisch ist der gewellte Rand. Die Blüten gleichen jenen von F. microphylla ssp. aprica. Quercetorum ist der Gattungsname der Eichen, hier in der Bedeutung "in Eichenwäldern vorkommend". F. microphylla ssp. hemsleyana hat rosarote Blüten mit hellen Kronblättern.

F. microphylla hemsleyana

F.  microphylla hidalgensis

Wie F. microphylla ssp. aprica hat auch sie verschiedene Blattformen. Die Blüten der Pflanzen mit kleinen, dunkelgrünen Blättchen sind dunkler rosarot als die Blüten derjenigen Pflanzen mit den heller grünen Blättern. Die Unterart hemsleyana ist benannt nach dem Taxonom William Botting Hemsley. F. minutiflora ist der ungültige Name für die weibliche Pflanze, aber er zeigt an, dass die weiblichen Blüten sehr klein sind (minuta=klein). Seit kurzem gibt es eine F. microphylla ssp. chiapensis. Diese Form gehörte vorher zur Unterart aprica, hat nun aber einen eigenen Namen. Chiapas ist eine mexikanische Provinz. Das Schöne an diesen Arten und übrigens auch an den anderen Arten in der Sektion Encliandra ist, dass sie ziemlich winterhart sind.

F. microphylla  microphylla 

F.  microphylla  quercetorum

Sie benötigen allerdings schon etwas zusätzlichen Schutz durch Abdecken. Sie standen bei mir schon einige Jahre im Garten und kamen jedes Frühjahr auf ein Neues. Nun aber nach dem letzten Winter (2011/12) leider nicht mehr. Sie erscheinen deutlich später als die Magellanica-Arten und über der Erde sterben sie jedes Mal komplett ab, aber sie schlagen aus den Wurzeln wieder aus. Probieren Sie es doch einfach mal aus! Durch die große Zahl Beeren kann es auch zu Sämlingen im Garten kommen. Diese darf man aber nicht gleich benennen wie die Mutterpflanzen, weil nicht bekannt ist, wer die Vaterpflanze ist. Diese Information wird ja von den Bienen und Hummeln nicht mitgeliefert. Falls die Sämlinge unerwünscht sind, hat man also Pflanzen an unerwünschtem Platz, somit also "Unkraut". Aber über Unkraut schreibe ich andere Texte. Das nächste Mal geht es weiter in dieser Sektion.

Quelle: Fuchsiana 04/2012
Übersetzung: Hans Eggenberger (he)
Fotos: Henk Hoefakker